Dienstag, 10. März 2020

12 Idee für Pullach: #6 - Investieren

Nunja, gerade ist der Dax eingebrochen, Corona vernichtet Milliarden an Börsenwert und ich fabuliere vom Investieren. Aber auch wenn das Thema zeitlich sehr unpassend wirkt - es ist es nicht. Pullach ist eine wohlhabende Gemeinde. Die Gewerbesteuer sprudelt zwar nicht mehr so unfassbar üppig wie noch vor einigen Jahren, aber sie sprudelt.

Und trotzdem sind die Investitionen, die der Gemeinderat in den letzten drei Legislaturperioden auf den Weg gebracht hat eher überschaubar. 
Hier eine ziemlich teure, weil technisch komplexe Ampel, dort ein neues Klettergerät auf dem Spielplatz. Das Rathaus wurde renoviert. Das Krematorium gebaut. Und sonst so?

Ach ja, ein Mehrfamilienhaus in der Heilmannstraße wurde auch gebaut. Alleine dieser Bau hat den Gemeinderat übrigens fast zerrissen, die Narben der Auseinandersetzung sind heute noch zu fühlen.

Nur mal als Vergleich, was die Gemeinde Unterföhring (die ich ziemlich gut kenne, weil ich dort fast durchgehend seit 1999 arbeite) in den letzten 20 Jahren gebaut hat oder gerade baut:

- einen tiefergelegten S-Bahnhof
- ein Bürgerhaus
- ein Gymnasium
- eine Grundschule
- einen Hort
- ein Hallenbad
- eine regionalligataugliche Sportanlage
- einen Festplatz
- einen Freizeitparkour im Gewerbegebiet für die dortigen Angestellten
- zwei Parkhäuser
- eine Musikschule

Natürlich hinkt der Vergleich, da Unterföhring nochmal deutlich mehr einnimmt als Pullach. Mir geht es auch gar nicht um die schiere Größe oder die Summen. Mir geht es um das Grundverständnis des Unterföhringer Gemeinderats, der seit Jahren das Geld in die Zukunft und in die Infrastruktur investiert, weil er weiß, dass er es jetzt tun muss - weil es auch wieder magere Zeiten geben wird. Es gibt keine Garantie, dass die Quelle der Gewerbesteuer - also die Abgaben von Firmen wie Pro7Sat1, Sky, Allianz, Astra, Vodafone etc. in Unterföhring oder Linde, Sixt, LHI, Hannoversche Leasing etc. in Pullach - immer sprudeln wird. Firmenumzüge, Fusionen, Brancheneinbrüche lassen sich nie ausschließen. Unterschleißheim muss aktuell z. B. den Wegzug von Microsoft verkraften.

Was bedeutet das jetzt?

Seit fast 10 Jahren gibt es keine Zinsen mehr auf der Bank. Durch Inflation und Teuerung schrumpfen also de facto gebildete Rücklagen. "Investiere in der Zeit, dann hast Du in der Not" - wann sollen Infrastrukturprojekte wie ein Schulcampus, ein Schwimmbad, ein Sportpark oder Mehrgenerationenhäuser, Kindergärten und Krippen vorangetrieben werden, wenn nicht in Zeiten der Konjunktur? Die Zwerge in der AWO-Krippe Mäuseburg* leben zum Beispiel seit über 10 Jahren in einem Containerprovisorium, die Grundschule und der Hort platzen aus allen Nähten, das Schwimmbad ist eh schon in aller Munde und der SV Pullach musste bereits zweimal den möglichen Aufstieg in die Regionalliga wegen mangelnder Infrastruktur abblasen.

Das Problem war und ist nicht das fehlende Geld. Das Problem ist die seit Jahren fehlende Bereitschaft im Gemeinderat für die Bürgerinnen und Bürger aktiv zu werden, die fehlende Bereitschaft zu gestalten und zu lenken. Für einige (nicht für alle!) Gemeinderäte ist es wichtiger Schlammschlachten in den Leserbriefspalten des Isaranzeigers auszutragen als Politik für die knapp 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner machen.

Würde es ein Zeugnis für den aktuellen Gemeinderat geben, im Fach "Investitionen" bekäme er eine glatte 6.

*Disclaimer: Meine Kinder sind aus dieser Krippe schon lange raus. Ich habe kein Eigeninteresse die Auflösung des Provisoriums zu fordern.

Sascha Knöchel, #12 lebt - 12 Ideen für Pullach.
#12lebt, #saschaknoechelfürpullach, #grüneliste, #grünepullach

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